Partizipation im Familienalltag leben.

Meine liebe Emma,

ich kann mich noch sehr gut daran erinnern wie Dein Papa und ich uns gefühlt haben, als wir beschlossen ein Kind zu bekommen. Wir waren voller Vorfreude und sehr glücklich über unseren Plan. Dann hat es aber noch eineinhalb Jahre gedauert bis wir endlich die Nachricht erhielten, dass ich ein Baby (Dich) in mir trage. Mensch, was war das aufregend! Endlich sollte unser Wunsch in Erfüllung gehen!

Die Schwangerschaft haben wir beide sehr genossen. Dein Papa hat jeden Abend meinen Bauch gestreichelt und mit Dir geredet (ich natürlich auch). 

Und dann warst Du plötzlich da. Ganz wach hast Du uns mit Deinen großen Augen angeschaut. Dich in meinen Armen zu halten – ein unbeschreibliches Gefühl. Und so begann für uns das Abendteuer Familie.

Viele erste Male haben wir seither mit Dir erfahren. Das erste Mal kuscheln, das erste Mal stillen, das erste Mal Windeln wechseln, das erste Mal eine schlaflose Nacht durchleben, das erste Mal ein „Aua“ wegpusten. Das erste Mal als Eltern verzweifelt sein, nicht wissen ob wir das Richtige tun. Dein erstes Lächeln, Deine erste Worte und Schritte. Wir haben viel dazu gelernt, gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt, uns auf den bindungsorientierten Weg gemacht und Deinen kleinen Bruder Luis gehen lassen müssen. 

Und jetzt wo ich wieder schwanger bin, muss ich so oft zurück denken an die Zeit als Du noch ein Baby warst. Du bist unser erstes Kind, aber bald nicht mehr unser einziges. Du hast dich so toll entwickelt, bist gewachsen und wir mit Dir. Du erfüllst uns mit Stolz und tiefer Dankbarkeit. Wir lieben Dich über alles, Du kluges, fröhliches, willensstarkes, sensibles, empathisches Kind! 

Und so sehr ich mich auf dein Geschwisterchen freue, darauf bald wirklich zu viert zu sein und gemeinsam als Familie weiter zu wachsen….es fühlt sich irgendwie auch ein bisschen wie ein Abschied an. Nie wieder werde ich so viel Zeit für Dich haben wie jetzt. Du wirst Dir Deine Eltern bald teilen müssen. Da wird es noch jemanden geben, der auch Bedürfnisse hat. Wie wird das für Dich wohl sein? Wirst Du verstehen, dass wir Dich deshalb nicht weniger lieben? Ich hoffe es sehr. Denn auch wenn Du bald nicht mehr unser einziges Kind bist, so wirst Du immer unser Kind sein. Und es wird Momente geben, das verspreche ich Dir, in denen unsere Aufmerksamkeit nur bei Dir liegt. Auch wenn sie vielleicht nicht mehr ganz so häufig sein werden wie jetzt.