Partizipation im Familienalltag leben.

Wenn wir erneut ein Baby erwarten, so kommen häufig direkt nach der ersten Freude auch Sorgen auf. Wie wird das ältere Kind auf das jüngere reagieren? Wird Eifersucht ein Thema sein? Vielleicht haben wir schon gehört, dass das ältere Kind von einem befreundeten Paar das jüngere Kind öfter kneift, oder „blödes Baby“ sagt.

 Die gute Nachricht: Wir als Eltern können sehr viel dafür tun, dass sich das erstgeborene Kind nicht benachteiligt fühlt. Die schlechte Nachricht: Ganz ohne Rivalität geht es nicht (dazu mehr an anderer Stelle).

Bereits in der Schwangerschaft können wir das ältere Kind mit einbeziehen. Es kann zum Beispiel bei den Vorsorgeuntersuchungen dabei sein. Die meisten Kinder finden es spannend zu beobachten, wie die Hebamme das Baby im Bauch der Mutter ertastet, um Aufschluss auf Lage oder Größe des Babys zu bekommen. Vielleicht darf es auch mal fühlen oder mit dem Hörrohr lauschen? Ultraschallbilder können gemeinsam betrachtet werden und es können Vermutungen angestellt werden, wem das Baby wohl ähnlich sehen wird. Vielleicht holen wir auch alte Fotoalben wieder hervor und schauen uns Babyfotos des ersten Kindes oder die von uns Eltern an.  Und auch wenn das Babyzimmer eingerichtet wird, mag das Geschwisterkind bestimmt gerne helfen die Babykleidung in die Schränke einzuräumen. Eine schöne Idee ist auch, dass das ältere Geschwisterkind für das Baby ein Kuscheltier oder eine Spieluhr aussuchen darf. Das Geschwisterkind kann auch jetzt schon Kontakt mit dem Baby aufnehmen, in dem es den Bauch streichelt oder einölt und währenddessen mit dem Baby redet. Wer möchte, kann hierfür eine feste Zeit am Tag einrichten, vielleicht am Abend vorm zu Bett gehen? Wichtig: Das alles können Angebote sein, die Freude daran steht an oberster Stelle. Auf keinen Fall sollten wir Druck ausüben, denn der kann die Lust auf das Baby schnell in Frust verwandeln.

Wenn ein Baby geboren wird es in der Regel von Freunden und Verwandten beschenkt. Aber auch dem Geschwisterkind dürfen jetzt Geschenke gemacht werden und es darf als Bruder/Schwester beglückwünscht werden! Weiterhin sollten wir versuchen das Geschwisterkind so oft wie möglich mit einzubeziehen. Es kann sich an der Körperpflege des Babys beteiligen oder sogar gemeinsam mit dem Baby in die Badewanne (unter Aufsicht). Exklusivzeiten, in denen sich zumindest ein Elternteil nur um das ältere Geschwisterkind kümmert, sollten nun auch so oft wie möglich stattfinden. Je nach Temperament des Babys und vielen weiteren äußeren Umständen (Wie viel Unterstützung haben die Eltern? Können Oma und Opa eine Zeit lang das Baby betreuen? Wie ist die allgemeine Rollenverteilung in der Kernfamilie? Ist der Vater greifbar oder beruflich viel unterwegs?) können diese babyfreien Zeiten zu Anfang vielleicht sehr kurz erscheinen. Dennoch sind sie wichtig und wertvoll, damit das Erstgeborene Kind sich gesehen fühlt. Und mit dem Älterwerden des Babys können wir diese Zeiten dann auch langsam immer weiter ausdehnen. Gerade bei gestillten Kindern neigen wir Eltern schnell dazu, uns so aufzuteilen, dass die Mutter sich ausschließlich um das Baby und der Vater sich ausschließlich um das ältere Geschwisterkind kümmert. Natürlich kann es für das Kind sehr schön sein, besonders viel Zeit mit dem Vater oder anderen Bindungspersonen zu verbringen. Wenn aber die Mutter vor der Geburt des Babys in der Bindungshierarchie weiter oben stand als der Vater, kann dieser Bindungseinbruch eine traumatische Erfahrung sein. Hier dürfen wir kreativ sein und eigene, für uns passende Strategien entwickeln. Ein sattes Baby kann zum Beispiel vom Vater im Tragetuch getragen werden, während die Mutter diese wertvolle Zeit mit dem Geschwisterkind verbringt. Dies kommt nicht nur der Beziehung zwischen dem erstgeborenen Kind und der Mutter zugute, sondern auch der Beziehung zwischen dem Baby und dem Vater.