Partizipation im Familienalltag leben.

Wenn Kinder starke Emotionen empfinden, werden sie von diesem Gefühlssturm regelrecht überrollt. Nach außen zeigen sie uns dies durch weinen, schreien, stampfen, hauen, sich auf den Boden werfen, Gegenstände schmeißen, etc.   

Sie wollen und müssen von uns begleitet werden. Hier ist es wichtig, dass wir einfühlsam und wertfrei reagieren. Sätze wie „Ist doch nicht so schlimm“ oder „Das ist jetzt aber kein Grund zu weinen“ signalisieren dem Kind, dass wir seinen Gefühlsausbruch als übertrieben bewerten. Es fühlt sich in seiner Not nicht ernst genommen. Gefühle wie Wut, Trauer, Überforderung, Frustration und Angst werden von uns Erwachsenen oft als negativ wahrgenommen – meist weil wir es in unserer Kindheit selbst so erlebt und gelernt haben. Aber sie sind da und dürfen sein. Wir können sie nicht klein und auch nicht weg reden. Es ist wichtig ihnen den Raum zu geben, den sie brauchen. Das Kind darf seine Gefühle zeigen, muss diese nicht verbergen und muss auch nicht auf sein Zimmer geschickt oder ausgegrenzt werden, „bis es sich wieder beruhigt hat“. Für die Entwicklung des emotionalen Bereichs im Gehirn ist dies von großer Bedeutung.  

Wir können den Kindern nun helfen, indem wir (besonders bei jüngeren Kindern, die es noch nicht selbst können) ihre Gefühle benennen. Wir können sagen: „Du bist jetzt traurig/wütend, weil du dir die Schuhe selbst anziehen wolltest und es nicht geklappt hat.“ Oder: „Es ist okay, dass du wütend bist.“ So können Kinder lernen, ihre Gefühle später für sich selbst einzuordnen und damit umzugehen.  

Das Nervensystem von Kindern ist noch nicht ausgereift. Sie können sich nicht selbst beruhigen, hierfür brauchen sie uns Erwachsene. In der Pädagogik nennt man das Co-Regulation. Wenn wir ein Kind in den Arm nehmen um es zu trösten, werden durch den Körperkontakt verschiedene Hormone ausgeschüttet (unter anderem unser Liebes- und Bindungshormon Oxytocin), die es beruhigen. 

Aber was, wenn ein Kind sich nicht beruhigen lassen möchte? Auch das ist okay. Die Intensität der Gefühle kann von Situation zu Situation unterschiedlich sein – aber auch von Kind zu Kind. Manchmal ist ein Gefühlssturm größer und manchmal kleiner, ist von langer oder von kurzer Dauer. Unsere Aufgabe ist es nun, das Kind nicht alleine zu lassen und uns zum Trösten anzubieten. Das Kind wird unser Angebot annehmen, sobald es dazu bereit ist – der Sturm vorüber ist. 

Einen Gefühlssturm auszuhalten kann sehr kräftezehrend und herausfordernd sein. Sowohl für das Kind, als auch für die begleitende Person. Im Idealfall bleiben wir in solchen Situationen gelassen und ruhig. Aber genau das ist nicht immer so einfach. Mehrmals tief durchzuatmen kann dabei helfen. Auch sich bewusst machen, dass der Gefühlssturm nicht von Dauer ist, sondern vorüberzieht, kann ein Aushalten für uns erträglicher machen. Wenn sich der Sturm endlos lang anfühlt, können wir auch still für uns zählen, um die Zeit besser einschätzen zu können. Positiver Nebeneffekt beim Zählen: Da wir jetzt aktiv etwas tun (wir zählen), fühlen wir uns nicht mehr so machtlos. 

Und was ist, wenn wir mal nicht so feinfühlig, sondern genervt auf das Kind reagieren? Dann ist das für diese eine Situation sicherlich nicht förderlich. Ich kann nur beruhigen, wenn ich selbst ruhig bin. Die Entwicklung des Kindes wird aber nicht geschädigt, wenn es uns ab und zu nicht gelingt es so zu begleiten, wie wir es uns eigentlich wünschen. Wir sind selbst eben auch nur Menschen. Wir alle haben unsere eigenen, manchmal unschönen Erfahrungen als Kinder gemacht. Diese haben uns und unser Nervensystem geprägt. Und wir alle haben nur begrenzt Ressourcen zur Verfügung. Wenn der Tag ohnehin schon stressig und lang war, fällt es umso schwerer feinfühlig auf Kinder einzugehen. Wichtig ist, dass wir uns selbst immer wieder reflektieren und uns die Situation bewusst machen. Warum ist es heute nicht so gut gelaufen? Dabei dürfen wir eines nie vergessen: Wir sind die Erwachsenen und tragen die Verantwortung. Das Kind hat keine Schuld, wenn eine Situation aus dem Ruder gerät. Und auch wir müssen nicht perfekt sein, wir dürfen gemeinsam mit den Kindern wachsen und lernen!